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Weser-Kurier: ABER BITTE MIT SAHNE

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Kritik des Weser-Kuriers zu "ABER BITTE MIT SAHNE" im Shakespeare's Theater-Pub

"Wenn Marc Plate wie Udo Jürgens in den Bademantel schlüpft

"Was wär' diese Welt ohne Liebe", singt Marc Plate zum Auftakt seines Udo-Jürgens-Programms im Shakespeare's Pub des Weyher Theaters. Und richtig, die nächsten zwei Stunden werden sich hauptsächlich um die Liebe drehen, so wie es im Leben des unvergessenen Sängers und Komponisten tatsächlich war. Das langjährige Ensemble-Mitglied des Weyher Theaters hat sich mit dem Liederabend selbst "einen ganz großen Traum" erfüllt, wie er sagt.

Die Premiere ist schon ein bisschen her, doch die Vorstellungen sind immer ausverkauft. Deshalb geht das Theater seit Wochen in die Verlängerung, so wie an diesem Montag- und Dienstagabend. Ursprünglich sollte es lediglich vier Montagtermine geben, mit denen der Veranstaltungsreihe „Weyher Theater Extra“ neues Leben eingehaucht werden sollte. Doch mit Marc Plates neuem Programm "Aber bitte mit Sahne" hat er einen Volltreffer gelandet. Allabendlich ist der kuschelige Pub voll, sogar die Barhocker sind sämtlich besetzt, wenn Plate im weißen Oberhemd, mit Einstecktuch im Sakko, vor den roten Samtvorhang tritt.

Jürgens' Bariton-Stimme ist ein wenig tiefer gewesen, doch Plate lässt mit seiner Bescheidenheit und seinem Charme das Original bald in den Hintergrund treten. Und das Publikum zieht mit: Doch anders als beispielsweise beim Rudelsingen stimmen die Zuhörer nicht mit ein in die Chansons und Schlager, obwohl alle die Texte mit Tiefgang und Witz kennen. "17 Jahr, blondes Haar", "Aber bitte mit Sahne", "Immer wieder geht die Sonne auf" – die jahrzehntealten Ohrwürmer sind quasi musikalisches Volksgut. Doch Marc Plates Stimme ist zu schön, um sie mit eigenem Gesang zu übertönen.

Und er schafft es sogar, einigen der Titel noch einen neuen, anderen musikalischen Zungenschlag zu geben. So kommt der "Griechische Wein" ganz sanft daher. Dazu erzählt Plate Anekdoten, einige aus dem eigenen Leben, aber die meisten aus Udo Jürgens' bewegter Historie. Er hat auch ein paar Perlen ausgegraben, die weniger bekannt sind: "Schenk mir noch eine Stunde", "Was wichtig ist" oder "Zehn nach elf", das letzte Lied, das Udo jemals live sang, nur wenige Tage vor seinem Tod. 

Bei einigen Stücken springt Sonja Schön mit ein und singt mit Plate im Duett, was früher dessen Tochter Jenny sang: "Liebe ohne Leiden" gehört dazu. Schön gibt so schon mal einen Vorgeschmack darauf, was sie im "Weyher Theater Extra" ab November bringen wird: ein Edith-Piaf-Programm mit dem Titel "Ich bereue nichts".

Anders als der Pianist Udo Jürgens sitzt Marc Plate nicht selbst an den Tasten, sondern lässt sich von Dominik Kroll begleiten. Nach und nach beginnen die Zuhörer, im Takt mitzuklatschen oder vorsichtig den Refrain mitzusummen – bis beim letzten Titel "Ich war noch niemals in New York" dann doch die Dämme brechen. Klar, dass Plate um eine Zugabe nicht herumkommt: Flugs das Sakko ausgezogen und den weißen Bademantel übergeworfen, mit dem sich Udo Jürgens zuletzt immer noch an den Flügel gesetzt hatte. Ein letztes Medley der bekanntesten Schlager beendet schwungvoll den Abend."

(Weser-Kurier, 04.06.25)