Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 31. Dezember 2016
DAS WAR DIE ERSTE HÄLFTE DER SAISON 2016/2017
Wieder ist die erste Hälfte eines Theaterjahres um. Und wieder war es ein tolles Jahr. Es gab die Knaller aus der letzten Saison, wie „ Ein Bett für vier“, „Ein Traum von Irland“, „Nachdem ich mich hier versammelt habe“ und „Mann(n) zieht blank“. Die letzten drei Inszenierungen werden auch im Jahr 2017 noch im Programm sein. Und dann die beiden Neuinszenierungen „Pension Schöller“ und „Liebe, Lust und Hähnchenbrust“, die gleich von Null auf die Spitzenposition stürmten. Es waren tolle Monate voller Lachen und guter Laune. Wenn es das Weyher Theater nicht gäbe, müsste man es erfinden. (Aber das haben wir glaube ich schon öfter gesagt – stimmt aber!) Tausende von Menschen haben in diesem halben Theaterjahr vor dem riesigen roten Vorhang die Seele baumeln lassen können und Stunden voller Entspannung und Spaß erlebt. Und vor allem konnten sie einfach abschalten vom Alltag und in die bunte Phantasiewelt des Theaters eintauchen. Für so manchen Besucher ist das Theater sogar Medizin, die kleine Wunder vollbringt.
Das Größte passierte zum Schluss der ersten Saisonhälfte. Das Weihnachtsmärchen. In einer enormen Kraftanstrengung des Ensembles wurden zahllose Kinder aus der ganzen Umgebung verzaubert. 60 Vorstellungen in einem Spielmonat, in der Regel drei am Tag – das ist schon beeindruckend. Und es war einfach wunderbar, sich mal eine Stunde Zeit zu nehmen und beim Ein- und Auslass dabei zu sein. Kinder, voller Freude und gespannt bis zum Platzen zu erleben. Erwachsene Begleiter, die verzweifelt versuchen, ihre Gruppe nicht mit den anderen vermischen zu lassen, damit nur ja keiner verloren geht. Dabei waren die Kinder fast immer brav und erstaunlich still: vor der Vorstellung vor lauter Spannung auf das, was gleich passieren würde, nach der Vorstellung noch ganz gefangen und beeindruckt über das Geschehen auf der Bühne. Selten habe ich so viele wortwörtlich strahlende Kinderaugen gesehen, wie im Weyher Theater. Und ich habe noch nie so oft den immer gleichen Satz gehört, den ich wahrscheinlich nie vergessen werde: „Muss noch jemand Pipi vor der Vorstellung?“.
So haben die Theaterleute auch in diesem Jahr nicht nur kleine und große Menschen glücklich gemacht, sie haben bei den Kindern eine Saat ausgebracht, die in einigen Jahren erst Früchte tragen wird. Wenn die dann jungen Erwachsenen wieder einmal ins Theater kommen und ein seltsames Gefühl spüren, wenn sie vor dem riesigen roten Vorhang auf den Beginn der Vorstellung warten. Es ist ein gutes Gefühl, voller Spannung und Vorfreude – aber dass es die Kindheit ist, die plötzlich wieder auf leisen Sohlen in die Seele schleicht, daran werden sich nur wenige erinnern. Aber das macht nichts. Hauptsache, sie werden das Theater immer als wunderbaren Ort verstehen, der viel, schrecklich viel Gutes für die Seele tut.
Danke allen Menschen im Theater, die Tag für Tag vom Morgen bis zum Abend daran arbeiten, dass niemand der Besucher merkt, wie viel Arbeit Theater ist. Ihr seid tolle Menschen! Wir wünschen allen eine ganz besondere zweite Saisonhälfte und wieder so viele nette Menschen im Publikum, wie in der Vergangenheit.
Wir wollen an dieser Stelle nun auch mal verraten, wie wir es machen, wenn wir ins Theater gehen. Wir gehen meist sehr früh schon in den rubinrot-schwarzen Saal, lassen uns in die Sitze fallen und hören nicht auf mit dem Fallen, bis wir alles, worüber wir uns sonst die Haare raufen müssen, draußen gelassen haben. Wir lassen uns vom gigantischen roten Vorhang anziehen, schauen manchmal durch ihn hindurch, als wäre er gar nicht da und stellen uns vor, was jetzt, so kurz vor der Vorstellung, hinter ihm passiert. Manchmal hört man ganz leise Geräusche von der anderen Seite oder sieht vage Schatten durch den winzigen Ritz zwischen Vorhang und Boden sich hin- und her bewegen. Wenn man so eingefangen ist von der ganz besonderen Atmosphäre des Theaters, dann hat ein ganz besonderer Abend schon begonnen, bevor der Vorhang sanft zur Seite schwebt…
Und nun: hinein in ein turbulentes zweites Saisonhalbjahr 2017. Es startet mit den Highlights aus 2016 und bringt als Zugabe noch einen unvergessenen Klassiker aus dem Jahr 2007, als Kay Kruppa Erfolge als leicht bekleideter philosophierender Kalle König ganz allein in der Sauna feierte. Das Stück hat nichts von seiner Aktualität in Sachen zwischenmenschlicher Beziehungen verloren! Es folgt die erste Premiere 2017: Partnertausch. Allein die Besetzungsliste lässt dem Theaterfreund das Wasser im Munde zusammen laufen. Die Stücke Mein Gott Walter und Willi Winzig bilden dann den krönenden Abschluss der Saison. Es wartet wieder eine gnadenlos einmalige Saisonhälfte auf uns. Was kann auch anderes passieren mit diesen tollen Schauspielern und dem Team zahlloser hilfreicher Geister, die ganz leise und fast unsichtbar dafür sorgen, dass die Besucher einen einmaligen Abend verleben. „Denn die einen sind im Dunkeln, und die andern sind im Licht, und man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.“ Wie viel wahres Leben steckt in der Kunst!
Viel Spaß, bis bald im Weyher Theater und natürlich einen guten Rutsch Euch allen!