Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 25. März 2018
Sherlock Holmes und der Hund der Baskervilles
Wenn ein im ganzen deutschsprachigen Raum bekannter und verehrter Bühnenautor und Theatermann wie Frank Pinkus sich mit dem größten Detektiv der Welt wie Sherlock Holmes aus der Feder des wohl berühmtesten Krimiautoren aller Zeiten wie Sir Arthur Conan Doyle befasst, dann kann das nur ein ganz besonderes Bühnenerlebnis werden. Und wir Theaterfans haben wieder das große Glück, dass dieses Ausnahmeereignis ausgerechnet in „unserem“ Theater in Weyhe stattfindet.
Es heult schaurig von der Bühne, wenn der schreckliche Hund im nebelverhangenen Dartmoor nach dem letzten überlebenden Spross der Adelsfamilie der Baskervilles sucht, um auch ihn für die Sünden eines seiner Vorfahren büßen zu lassen. Man ruft Sherlock Holmes, den großen Detektiv, zur Hilfe. Aber werden er und sein Freund Dr. Watson dieses schreckliche Rätsel lösen können? Oder wird Sir Henry Baskerville auch das Opfer des grausamen und unheimlichen Untieres? Werden Sir Henry und die schöne Beryl Stapleton ein Paar oder werden wieder Menschen in den Moorsenken verschwinden, weil sie einen Schritt zu weit gegangen sind?
Die Zuschauer haben bis zum Ende des Stückes die Chance, selbst mit zu ermitteln, was es mit dem Hund der Baskervilles auf sich hat. In stimmungsvollem Bühnenbild von Lisa Kück und Hermes Schmid und in wundervollen Kostümen aus viktorianischer Zeit aus der Hand von Annika Töbelmann kämpfen herrliche Schauspieler um das Leben des letzten Nachkommen derer von Baskerville. Nur einer (oder ist es eine?) trachtet ihm in Wirklichkeit nach dem Tod. Und das tut er (oder ist es sie?) auf perfideste Weise. Doch da es streng verboten ist, den Ausgang eines Krimis zu verraten, schweigen wir über den Fortgang der Geschichte.
Thorsten Hamer und Patrick Michel bilden das kongeniale Freundespaar Sherlock Holmes und Dr. Watson, das sich auf die Suche nach der Lösung des Rätsels macht. Und die beiden Schauspieler bilden ein wirklich perfektes Paar: Holmes als Meister der Deduktion, dem kein Gebiet der Kriminalistik fremd ist und Watson, als Ex-Militärarzt, den nichts mehr schocken kann, weil er schon viel Leid in seinem Leben gesehen hat. Allerdings braucht er manchmal ein wenig Zeit, um Holmes mit seinen scharfsinnigen Schlüssen zu verstehen…
Hermes Schmid hat die beiden Kriminalisten als Dr. Mortimer händeringend um Hilfe gebeten. Joachim Börker und Maren Rogge spielen das Dienerpaar Barrymore, die loyal alles für ihren Herrn Sir Henry tun, aber dennoch auch ein wenig seltsam auftreten. Dann sind da noch Jack, gespielt von Tausendsassa Marc Gelhart und Beryl Stapleton, dargestellt von der wundervollen Sarah Kluge-Naumenko, ein Geschwisterpaar aus der Nachbarschaft, zwei wirklich nette Menschen, die aber immer mal wieder völlig überraschend reagieren. In einem Nachbarort lebt die attraktive Laura Lyons, perfekt dargestellt von Maren Rogge, die mehr zu wissen scheint, als sie sagt.
Außerdem stellt Joachim Börker zu Beginn der Geschichte den Arzt Dr. Stamford dar, dem wir es alle zu verdanken haben, dass Holmes und Dr. Watson sich überhaupt getroffen haben. Diesen Beginn einer wundervollen Freundschaft hat Frank Pinkus dem Roman „Eine Studie in Scharlachrot“ entnommen und passgenau in die Baskerville-Geschichte eingearbeitet.
Der Hund der Baskervilles ist ein ganz großer Krimiklassiker. Das bedeutet aber nicht, dass er altmodisch ist. Dramaturg Frank Pinkus hat es geschafft, ein schelmisches kleines Augenzwinkern in die Geschichte zu verpacken, das es zu einem echtem Krimispaß werden lässt, ohne jemals ins Lächerliche abzugleiten. Und die Schauspieler, an der Spitze des wunderbaren Ensembles Thorsten Hamer und Patrick Michel in den Hauptrollen, wissen dieses Augenzwinkern wohlfeil wiederzugeben. Auch wenn man die Geschichte kennt, ist diese Inszenierung ein wirklich herrlicher Bühnenkrimi, der den Theaterabend zu einem Genuss werden lässt. Und die Geschichte ist so verzwickt, dass auch die Besucher, die das Buch oder eine Verfilmung schon kennen, oft längst wieder vergessen haben, wie die Lösung des Falles aussieht. Der Hund der Baskervilles lohnt sich also für alle. Es wartet ein rundum gelungener Theaterabend mit tollen Schauspielern in mit viel Fingerspitzengefühl erstellten Kulissen und Kostümen, die eines der ganz großen Kriminalstücke perfekt auf die Bühne bringen. Auch die Technik ist wieder einmal perfekt, zuverlässig umgesetzt von Charlyn Schmitt und Tobias Jäckel, unterstützt vom „Meister der Geräusche“ Marco Linke, der auch die Regieassistenz inne hatte. Last but not least wollen wir nicht Wiebke Multhoff und Lisette Groot vergessen, die für perfekte Masken sorgen.
Wieder einmal also ein wunderbarer Theaterabend in Weyhe. Großer Dank an alle Beteiligten!