Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 20. Mai 2018
DAS BESTE ZUM SCHLUSS: SCHWERE JUNGS
Wenn Nathalie Bretschneider als Dr. Viola Weiß „die Olle“ mit beseeltem Gesicht lautlos die berühmten Worte des großen Shakespeare rezitiert, wenn Joachim Börker als Direktor Spangenberger feengleich über die Bühne schwebt und sich selber mit mitreißendem brüllendem Lachen begleitet, wenn Thorsten Hamer in der Rolle des Knille verzweifelt versucht, sich mit der Klinge unfallfrei zu rasieren, ohne sich dabei anzuschauen, weil er seinen Anblick nicht ertragen kann, wenn Marco Linke versucht das Geheimnis von zwei Orangen bei Frauenkostümen zu ergründen, wenn Patrick Michel als lebende Mauer jeden Baumeister vor Neid erblassen lässt und wenn der unvergleichliche Hermes Schmid den köstlichen Robby gibt, der seinen Barbiepuppen lachtränenreiches Leben einhaucht, dann…
…ja dann hat der Meister des Komödientheaters wieder einmal seinen Stift gespitzt, um uns Zuschauern einen unvergesslichen Abend zu bereiten. Und wie es sich gehört, hat das neue Stück in Weyhe als letzte Inszenierung vor der Sommerpause auch die höchste Lachdichte der Saison. Macht Frank Pinkus das mit Absicht? Sollen wir eine ganze Sommerpause lang so richtig schmerzhaft fühlen, wie öde Wochen ohne das Weyher Theater sein können? Na, wenigstens wissen wir, dass Frank Pinkus auch in den Ferien nicht untätig bleibt und alles dafür tun wird, uns auch in der kommenden Saison ganz schnell wieder in den Lachkollaps zu schicken. Wie er es mit seinen schweren Jungs tut. Ein Abend mit Dauerlachen ist garantiert und wenn man gerade mal einen Moment nicht lacht, kommt man nicht umhin, per Szenenapplaus den großartigen Leistungen auf der Bühne zu huldigen. So schön kann Theater sein! Und wir waren nicht die einzigen, die einfach nur begeistert waren. Dafür zeugten die Gesprächsfetzen, die wir in der Pause und nach dem Ende von den anderen Besuchern aufschnappten. Ein untrügliches Zeichen für Zuschauerbegeisterung ist die Geschwindigkeit, mit der das Publikum nach dem Finale das Haus verlässt. Und gestern hatten alle gewaltig viel Zeit mit dem Heimweg. Viel wichtiger war es, noch ein wenig in der Menge zu stehen und weiterzulachen. Oh war das ein schöner Abend!
Ein geniales Bühnenbild von Lisa Kück und Hermes Schmid, herrliche Kostüme von Annika Töbelmann und eine ausgetüftelte Technik von Tobias Jäckel runden das perfekte Theatererlebnis ab. Ein gutes Theater bekommt erst dann seinen besonderen Wert, wenn auch hinter Bühne Menschen mit größtem Engagement dafür sorgen, dass alles ganz einfach erscheint, einen besonderen Theaterabend auf die Beine zu stellen. Wir wissen, dass es nicht so ist und viel Schweiß und Tränen fließen, bis es so perfekt ist wie in Weyhe.
Danke also allen vor, auf und hinter der Bühne, uns einen Abend lang das Lachen geschenkt zu haben, was uns manchmal schon ein wenig verloren scheint. Das werden wir uns sicher noch einmal gönnen, bevor die fröhliche Seifenblase zerplatzt und alle in den –wohlverdienten- Urlaub gehen.
Aber noch hat ja der letzte Teil der Weyher Theatersaison 2017/18 gerade erst begonnen. Zeit genug, sich noch mal so richtig zu amüsieren. Wir sind sicher: da hätte sich auch Shakespeare schlapp gelacht. Ganz bestimmt!
Übrigens: Auch bei den schweren Jungs hat Frank Pinkus dafür gesorgt, dass alles ein gutes Ende findet. Danke dafür! Es ist so selten geworden, ein Stück mit einem Happy End ausklingen zu lassen. Aber ein wenig haben wir es geahnt, dass alles gut wird. Das zeigte uns Nathalie Bretschneiders überzeugendes Lebensmotto: „Das wird schon werden!“ Hat geklappt! Es ist geworden! Nämlich ein wunderbarer Abend im Weyher Theater!