Regina und Bernd Finken aus Bremen, am 26. Januar 2020
AB HEUTE BIN ICH JUNGFRAU
Das war ein Abend der Extraklasse! Es war ein Rausch! Komödienglück pur! Lacher am laufenden Band zwangen dazu, einfach mal die Hände sinken zu lassen, nur um Luft zu holen. Die Wahnsinnsstimmung im Saal gipfelte dann am Ende in langem stehendem Applaus.
Zum Inhalt: Markus Lohmann, Immobilienmakler, verbringt sein Leben mit dem abwechselnden Besuch seiner drei Freundinnen. An sechs Tagen in der Woche dreht sich sein Leben um wilden ereignisreichen Sex. Außerdem gibt es da noch den homosexuellen Nachbarn Harro, der sich ebenfalls Chancen bei Markus erhofft. Am siebten Tag, Sonntag, gönnt er sich Ruhe mit der Ausrede, sich um seine alte Mutter kümmern zu müssen, die in Wirklichkeit schon lange tot ist. Doch plötzlich verändert sich das Leben des Markus nachhaltig! Sein Freund Tom, Deutschlehrer, zieht ein, weil ihn sein Frau aus der Wohnung geworfen hat. Und Tom will ab jetzt nie wieder was mit Frauen zu tun haben: „AB HEUTE BIN ICH JUNGFRAU“. Das ist nicht einfach in einem derart frauenlastigen Haushalt. Und dann kommt auch noch Toms Sohn Michael dazu, der ebenfalls einzieht, da auch er von seiner Frau des Hauses verwiesen wurde. Auch der hat die Nase voll von Frauen und verkündet wie sein Vater: „AB HEUTE BIN ICH JUNGFRAU“!
Es wird eng in Markus' Bude und noch schlimmer: die Frauen beginnen, sich nicht mehr an den Stundenplan zu halten. Es passiert was passieren muss: Die Frauen treffen sich, Markus Lage wird prekär und alles steuert auf die Katastrophe hin...
AB HEUTE BIN ICH JUNGFRAU ist eine, wie die Autoren selber sagen, Farce. Das bedeutet: sie balanciert zwischen lustigem Humor und derbkomischen Einlagen hin und her. So finden wir denn auch Charaktere und Szenen, die gut in das Ganze passen: ein sexbesessener Hausherr, Kostüme, die zum Teil aus dem Hinterzimmer eines Dessousgeschäftes kommen, ordentlich nackte Haut mit viel Brusthaaren (wohlgemerkt: bei den Herren, nicht bei den Damen), ein kleiner Ausflug zu Charlies Tante, eine wirklich süße Ledermaus mit SM-Ambitionen, der Time Warp in Originalkostümen, die unvermeidliche Herrenboutique mit schwulem Inhaber und ein beinahe dauerbetrunkener Haushaltsvorstand, der beim Gesellschaftsspiel nicht verlieren kann. Vieles haben wir schon mal gesehen, jedoch nicht in dieser Zusammenstellung.
Kay Kruppa stellt wieder einmal begnadet den sympathischen Säufer dar, der immer scharf auf Frauen ist. Frank Pinkus ist der kleinbürgerliche Loser, der die Welt nicht mehr versteht und alles tut, um seinem Freund zu helfen, Sarah Kluge ist strahlend schön und zeigt das auch, ohne jedoch zu übertreiben (in der Beschränkung liegt eben die Meisterin), Isabell Christin Behrendt hat ihren fulminanten Höhepunkt bei ihrem zweiten Auftritt, wo sie zum Besten gibt, was sie an Markus ganz besonders schätzt im Bett... Klasse! Josephine Heidt, die dritte im Bunde, hat die schwere Aufgabe, als Mauerblümchen gegen die anderen beiden Damen zu spielen. Das ist in dieser Rolle fast unmöglich. Dennoch: sie kann mit ihrer Ausstrahlung schnell die Herzen der Zuschauer gewinnen. Joachim Börker gibt den in die Jahre gekommenden Althomosexuellen. Das tut er schon mit ein wenig Zurückhaltung, die zu ihm und der Rolle sehr gut passt. Mehr wäre weniger gewesen.
Der eigentlich Star des Abends war und ist ohne Zweifel Marco Linke. Er staubt die wildesten Lacher ab und zeigt Mut zu Haut, Lack, Latex und Leder. Das hat er verdient. Mut muss belohnt werden! Das zeigt sich auch und gerade im Finale, wo ihm eine regelrechte Welle der Begeisterung entgegen schlägt.
AB HEUTE BIN ICH JUNGFRAU ist eine Farce, die allen Zuschauern mit dem Draht zu etwas derberem Humor einen wundervollen Abend bereitet. Lachen ohne Ende und hier und da mal Einblicke, die man nicht so oft hat...
Wer unbedingt mal wieder zwei Stunden Spaß braucht, um vom Alltag etwas runter zu kommen, der ist hier genau richtig. Auf ins Weyher Theater! Es gibt richtig Spaß für alle!